Nicaraguanische Bürokratie; die Alcaldía (von Lena)
In meinem letzten Beitrag habe ich die Alcaldía (übersetzt: Bürgermeisteramt) kurz erwähnt. Diese ist jeweils zuständig für ein Department und hat ihren Sitz in im ganzen Land verteilten Rathäusern, die sich um die bürokratischen Belange der Bürger kümmern. So auch um die Zertifizierung und die Auszahlung der Gelder, die in das Projekt in La Playa fließen. Das beinhaltet die laufenden Kosten für die Mahlzeiten, die Gehälter für Francis und Lastenia sowie weitere Spenden, die für besondere Anlässe und Aktivitäten genutzt werden. Damit ist die Alcaldía die wohl wichtigste Zwischeninstanz und dementsprechend mit viel Papierkram verbunden, der besonders dazu dient, bei Kontrollen durch das Finanzamt alle Zahlungsein- und ausgänge nachweisen zu können. Dazu gehört auch, dass in jedem Jahr Budgetpläne, Teilnehmerlisten und informierende Berichte eingereicht werden müssen. Dabei ist es besonders wichtig, die festgesetzten Fristen einzuhalten, damit auch das Geld pünktlich ausgezahlt werden kann. Es kann jedoch unter Umständen passieren, dass trotz Fristeinhaltung und allen nötigen Dokumenten nicht alles rechtzeitig klappt. Das liegt daran, dass die Bürokratie in Nicaragua nicht genauso abläuft wie in Deutschland. Nicht genauso bedeutet in diesem Fall: Langsamer.
Nicht unbedingt weil die Mitarbeiter langsamer arbeiten, sondern weil es beispielsweise nur eine Person gibt, die für einen bestimmte Arbeitsschritt verantwortlich ist. Ist diese Person verhindert kommt somit die ganze Kette des Prozesses ins Stocken. Vor ein paar Wochen war genau dies der Fall; das Geld lag bereits in der Alcaldía bereit, und es fehlte nur ein Stempel um die Auszahlung an Francis leisten zu können. Die entsprechende Person war jedoch krank und wir standen vor dem Problem, nicht genau wissen zu können, wann das Geld abgehoben werden kann. Außerdem waren zu diesem Zeitpunkt Wahlen, sodass es besonders viel zu tun gab und alles ein wenig chaotisch war. Darum sind Francis und ich sind gemeinsam zur zuständigen Alcaldía in San Lucas gefahren um eine Lösung zu finden. Wir haben unsere Situation dargelegt und erklärt, dass es für uns wichtig ist, dass sich alle Seiten an die Vertragskonditionen halten und wir darauf angewiesen sind, dass auch die Mitarbeiter der Alcaldía ihren Part rechtzeitig erledigen. Schließlich sollte es natürlich nicht so sein, dass die Kinder im Projekt nichts essen können, nur weil ein einzelner Mitarbeiter nicht da ist. Tatsächlich hilft es manchmal, persönlich zu erscheinen und freundlich aber bestimmt auf sein Recht zu bestehen, und kurze Zeit später hat sich zum Glück alles geklärt. Zur gleichen Zeit gehört dies aber auch zu den Dingen, die man bis zu einem gewissen Punkt akzeptieren muss, wenn zwei Länder, die unterschiedliche Arbeitsweisen haben, in Kooperation miteinander stehen. Für die Zukunft sind wir gerade dabei, eine Lösung für solche verspäteten Auszahlungen zu suchen, indem wir zum Beispiel ein Konto mit einem Notfallpuffer anlegen möchten auf den in Ausnahmen zugegriffen werden kann.
Das ist der jetzige Stand, wir halten euch auf dem Laufenden und hoffen, ihr hattet angenehme Feiertage und seid gut ins neue Jahr gestartet!
Saludos, Lena